Louis Nizer: Was sollen wir mit Deutschland machen?
17,90 €
Deutsche Übersetzung und amerikanisch-englische Originalausgabe 2007, Roland Bohlinger, Institut für ganzheitliche Forschung 404 Seiten, A5, kt.
Produktbeschreibung
Dieses Buch aus der Feder eines Mitgliedes der (jüd.) “B’nai B’rith – Loge” (hebraeisch: Söhne des Bundes, 1843 in New York gegründet) kam 1943/44 heraus und wurde Pflichtlektüre für Roosevelts Kabinettsmitglieder. General Eisenhower verteilte 100 000 Exemplare und ließ die Offiziere seines Stabes Aufsätze über das Buch schreiben. Der nach Roosevelts Tod amtierende US-Präsident Truman verlangte, daß “jeder Amerikaner” das Buch lesen solle. Inzwischen ist dieses Buch restlos aus dem Handel verschwunden, nur sein Inhalt ist allgegenwärtig! Wir halten es für nützlich, zum besseren Verständnis der Vor- und Nachkriegsgeschichte diese deutsche Übersetzung herauszugeben, weil bei den Betroffenen das meiste Interesse zu erwarten ist.
“Der Friede hat sie nicht weniger berühmt gemacht als der Krieg”, schrieb John Milton. Die große Tragödie des XX. Jahrhunderts ist, daß der Friede hat Niederlagen hinnehmen müssen, sogar nach Kriegen, die seinethalben gewonnen wurden. 1918 legte die gequälte Welt die Waffen nieder. Der Friede war da, aber wir drehten ihm den Rücken zu, als könne er sichselbst erhalten, als ob die gleiche gewissenhafte Planung und die Gewaltströme an Energie nicht nötig wären, mit deren Hilfe wir den Krieg gewannen, um den Frieden zu behaupten. Zwar wurden die Deutschen demokratisiert, aber wir hatten sie nicht für die Demokratie begeistern können. Nach der vor kurzem errichteten Republik waren wir selbstgefällig genug, uns damit zufriedenzugeben, als ob es mit der formellen Einrichtung getan wäre, anstatt das Fehlen der Sehnsucht des Volkes nach Selbstregierung zu wecken. Und das Ergebnis: nach zwanzig Jahren des so teuer erkauften Sieges war der Friede verschludert. Erst dann entdeckten wir, daß unser Unvorbereitetsein auf den Frieden die Zeit als Präludium für einen neuen Krieg genutzt worden sind. Und gerade wie zum Hohne waren wir auf einen solchen auch nicht vorbereitet! Ist dann erst Krieg, dann gibt’s kein langes Hin und Her: man muß gewinnen oder untergehen. Durch solche Wahlbegrenzung ist denn auch zugleich der Versuch zur Verzögerung und Vergleichung verringert. Auf Irrtum und Verschiebung steht daher die Todesstrafe. Aber sonst kann man gemächlich Frieden schließen.
Das erlaubt alle Kunstgriffe der Unentschlossenheit: Kommissionen, Experimente, Debatten. Der Tag zu einer neuen Gelegenheit, vielleicht der letzten, kann uns vielleicht geboten werden zu einem ruhmvollen Sieg für den Frieden. An dem Tag, an dem das Wort, daß der Krieg beendet sei, über die Erde gesendet wird, wird die Welt widerhallen vom frohen Glockenklang und hysterischen Sirenengesang. Millionen Herzen werden für eine Sekunde stillstehen im heiligen Gebet. Dann wird eine Welle von Begeisterung über die Erde schwappen. Überall werden sich die Menschen spontan zusammenfinden. Hunderte von überfüllten Neulebensfeiern werden in der Nacht irrsinniger Freude begangen werden.
Die Kinder – verwundert über die Ausgelassenheit ihrer Eltern – werden kreischen und tanzen in ansteckender Nachahmung. Die Kirchen werden von Besuchern überfüllt sein, zu erregt, um beten zu können. Männer werden sich ineiner Anwandlung von Dankbarkeit in philanthropischen Orgien ergehen. Frauen, die während des Krieges viel zu sehr gelitten als daß sie hättenwehklagen können, werden wieder lernen, vor lauter Freude laut zu schreien. Freudenfeuer werden in unsern Herzen brennen und von dort wird eine Welle religiöser Dankbarkeit zum Himmelsgewölbe steigen.
Der Friede ist da!
Friede!
Wegen des Triumphs und Sieges und Friedens werden wir wie die Berserker herumspringen. Und das wird ausgerechnet der Augenblick der größten Gefahr sein bei der ganzen Geschichte! Wollen wir wieder die Millionen Menschenopfer unseres Volkes gebracht haben, nur weil wir zu faul zum Denken sind? Wollen wir wieder unsere Trümpfe aus der Hand geben und wieder auf unsere Wanderprediger hören?
Oder wollen wir in Kenntnis der Ursachen dieses Jammers uns nicht doch ergrimmt die Aufgabe stellen, den Frieden zu gewinnen und den Dritten Weltkrieg zu verhindern?
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