Arthur Ponsonby: Lügen in Kriegszeiten
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Das berühmte Buch über Kriegspropaganda. 216 Seiten, F.,
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Produktbeschreibung
Das berühmte Buch über Kriegspropaganda
In seinem Buch Falsehood in Wartime (1928) untersuchte und beschrieb er die Methoden der Kriegspropaganda der Kriegsbeteiligten im Ersten Weltkrieg. Es enthält den berühmten Hinweis: „When war is declared, truth is the first casualty“ (dt.: „Nach der Kriegserklärung ist die Wahrheit das erste Opfer.“).
Anne Morelli systematisierte und aktualisierte seine Darstellung in “Die Prinzipien der Kriegspropaganda”:
- Wir wollen den Krieg nicht.
- Das gegnerische Lager trägt die alleinige Verantwortung für den Krieg.
- Der Führer des Gegners hat dämonische Züge („der Bösewicht vom Dienst“).
- Wir kämpfen für eine gute Sache.
- Der Gegner kämpft mit verbotenen Waffen.
- Der Gegner begeht mit Absicht Grausamkeiten, bei uns handelt es sich um Irrtümer aus Versehen.
- Unsere Verluste sind gering, die des Gegners enorm.
- Angesehene Persönlichkeiten, Wissenschaftler, Künstler und Intellektuelle unterstützen unsere Sache.
- Unsere Mission ist heilig.
- Wer unsere Berichterstattung in Zweifel zieht, steht auf der Seite des Gegners und ist ein Verräter.
Es ist für das Verständnis der Ereignisse in der heutigen Zeit wichtig sich klar zu mache, daß die systematische Fehlinformation der Bevölkerung gerade in Bezug auf Kriege eine lange Tradition hat. Ich bin vor Jahren auf dieses Buch gestossen, welches später auch unter dem Titel “Absichtliche Lügen in Kriegszeiten” auf deutsch erschienen ist.
Ponsonby war von 1930 – 1936 Oppositionsführer des britischen Oberhauses, vorher (bis 1918) Abgeordneter der liberalen Partei. Er hat nach dem 1. Weltkrieg zur britischen, aber auch deutschen, französischen, US-amerikanischen und italienischen Greuelpropaganda recherchiert und seine Ergebnisse in diesem Buch zusammengefasst.
Hier mal eine Kostprobe aus der Einleitung des Buches (S.25):
“Die Lüge ist eine anerkannte und äußerst nützliche Waffe im Kriege, und jedes Land gebraucht sie bewußt, um das eigene Volk zu täuschen, Neutrale zu gewinnen und den Feind irrezuführen. Die unwissende und unschuldige Masse in jedem Lande bemerkt nicht, wie sie getäuscht wird, und wenn alles vorüber ist, werden wohl hier und da Lügen aufgedeckt, aber dann ist schon alles Geschichte und Vergangenheit und die gewünschte Wirkung erzielt, so daß sich niemand mehr die Mühe macht, den Tatbestand zu ermitteln und die Wahrheit festzustellen.
Wir alle wissen, daß nicht nur in Kriegszeiten gelogen wird. Der Mensch, so heißt es, ist kein “die Wahrheit redendes Tier”, aber seine Gewohnheit zu lügen ist längst nicht so außergewöhnlich wie seine erschreckende Bereitwilligkeit zu glauben, und gerade wegen dieser Leichtgläubigkeit gedeiht die Lüge, und es wird in Kriegszeiten ihre amtliche Organisation nicht genügend erkannt. Und dabei ist die Täuschung ganzer Völker doch eine Angelegenheit, die wahrlich nicht leicht genommen werden darf.
Es dient daher einer guten Sache, wenn während der Pause eines sogenannten Friedens, wenn die Menschen leidenschaftsloser urteilen, warnend darauf hingewiesen wird, daß sich die führenden Stellen in allen Ländern solcher Mittel bedienen, ja bedienen müssen, um erstens sich selbst reinzuwaschen, indem sie den Gegner als Verbrecher hinstellen, und dann, um die Volkswut zu entflammen und sich dadurch genügend Soldaten für den Krieg zu sichern. Sie können sich die Wahrheit nicht leisten. Manchmal ist auch zugegebenermaßen nicht immer gleich bekannt, was wahr ist oder nicht.
Im Kriege ist der psychologische Faktor ebenso wichtig wie der militärische. Die Moral der Zivilbevölkerung muß ebenso aufrechterhalten werden wie die der Soldaten. Wenn die Kriegsämter, die Admiralität und das Luftfahrtministerium für die militärische Seiten sorgen, so müssen Stellen geschaffen werden, die sich mit den psychologischen Aufgaben befassen. Das Volk darf niemals mutlos werden. Siege müssen daher übertrieben und Niederlagen, wenn nicht verheimlicht, so doch auf jeden Fall verkleinert und die öffentliche Meinung durch Propaganda dauern zu Entrüstung, Haß und Abscheu aufgepeitscht werden […].
Der Gebrauch der Lüge als Waffe ist in einem Lande, wo keine Wehrpflicht besteht, notwendiger als in Ländern, wo die Männer der Nation automatisch zu Heer, Marine oder Luftwaffe eingezogen werden. Die Gefühle des Volkes können so durch Scheinideale aufgeputscht werden. Eine Art Massenhysterie greift um sich und steigert sich, bis ihr schließlich auch nüchtern denkende Leute und angesehene Zeitungen erliegen.
Wenn daher der Allgemeinheit eine Warnung erteilt wird, so ist sie vielleicht beim nächsten Mal, wenn wieder die Wolken des Krieges am Horizont aufziehen, besser auf der Hut und weniger geneigt, die Gerüchte und Erklärungen, die ihr aufgetischt werden, als bare Münze zu nehmen. Sie sollten sich vor Augen halten, daß eine Regierung, die sich entschlossen hat, den gefahren- und schreckenvollen Weg des Krieges zu beschreiten von Anfang an gezwungen ist zu ihrer Rechtfertigung eine einseitige Darstellung der Gründe zu geben, und daß sie dem Gegner auch nicht ein Mindestmaß von Recht oder Berechtigung zugestehen darf. Tatsachen müssen entstellt, entlastende Umstände verschwiegen und ein Bild dargeboten werden, das durch seine brutale und rohe Färbung das unwissende Volk davon überzeugt, daß seine Regierung ohne Schuld, seine Sache gerecht und die unbestreitbare Bösartigkeit des Feindes über jeden Zweifel hinaus erwiesen ist. Eine kurze Überlegung würde jedem vernünftigen Menschen sagen, daß eine solch offensichtliche Einseitigkeit unmöglich der Wahrheit entsprechen kann. Aber diese kurze Überlegung wird nicht gestattet. Die Lügen werden mit größter Geschwindigkeit in Umlauf gesetzt. Die gedankenlose Masse nimmt sie auf und überschwemmt mit ihnen die übrigen. Die Überfülle von Schwindel und Unsinn, die im Krieg in allen Ländern im Namen der Vaterlandsliebe in Umlauf gebracht wird, treibt den Anständigen, wenn sie wieder klar denken können, die Schamröte ins Gesicht.”
“So groß sind in den modernen Nationen die psychologischen Widerstände gegen den Krieg, daß jeder Krieg als Verteidigungskrieg gegen einen drohenden, blutdürstigen Angreifer erscheinen muß. Es darf keinen Zweifel darüber bestehen, wen das Volk zu hassen hat. Der Krieg darf nicht auf ein Weltsystem, das die internationalen Angelegenheiten verwaltet, zurückzuführen sein, auch nicht auf die Dummheit und Böswilligkeit aller herrschenden Klassen sondern auf die Raubgier des Feindes. Schuld und Schuldlosigkeit müssen geografisch geschieden werden, und alle Schuld muß auf der anderen Seite der Grenze liegen. Wenn der Propagandist den Haß des Volkes mobilisieren soll, muß er darauf sehen, daß alles Verbreitung findet, was die alleinige Verantwortung des Feindes bestätigt.”
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